Spaß mit Brass: Seesen swingt und lacht
Am Samstagabend verwandelte sich die Aula des Schulzentrums Seesen in eine Bühne voller Klangfarben, Rhythmus und Humor. Die Brass Band Berlin war zu Gast beim Seesener Kulturforum und bot ein Konzert, das Musik, Unterhaltung und Spielfreude auf höchstem Niveau vereinte. Von Klassik bis Swing, von Jazz bis Pop spannte das Ensemble einen weiten musikalischen Bogen – und begeisterte das Publikumgleichermaßen mit Präzision und Witz.
Und mal ehrlich: Der ein oder andere Besucher hat sich vorab wohl gefragt: „Brass Band? Ist das jetzt was für Queen-Fans oder für Blasmusik-Liebhaber mit Krachlederner?“ Die Antwort: für alle. Und zwar mitLachgarantie.
Theoretisch ließe sich das Ganze so erklären: Eine Brass Band – nach britischem Vorbild – ist ein großformatige Ensemble aus Blechbläsern und Schlagwerk, das auf eine Tradition bis ins 19. Jahrhundertzurückblickt und vorwiegend traditionelle Musik spielte.
Praktisch allerdings bedeutet es: ein musikalisches Feuerwerk, das klingt, als hätte ein Swing-Orchester aus den 30ern eine wilde Party mit einem Comedy-Duo gefeiert – und das Publikum sitzt mittendrin.
Von Wagner bis Glenn Miller – Hauptsache mit Augenzwinkern
Der Einmarsch erfolgte stilecht mit der bekannten Erkennungsmelodie „Oh When the Saints“. Schon mit den ersten Takten hatten die Musiker das Seesener Publikum auf ihrer Seite und zogen es in ihren Bann. Von da an wurde die Aula zum vibrierenden Konzertsaal, in dem nicht nur die Musik, sondern auch die Stimmung unaufhaltsam wuchs.
Und spätestens bei „I Wanna Be Like You“ aus dem „Dschungelbuch“ hielt es niemanden mehr auf den Sitzen: Das Publikum tanzte ausgelassen im Saal und feierte jeden einzelnen der elf Musiker immer wieder mitspontan aufflammenden Soloapplaus.
Bandleader mit Taktstock – und ganz viel Unfug
Besonders auffällig: Thomas Hoffmann, seit über 40 Jahren Schlagzeuger im Orchester der Deutschen Oper Berlin. Der Mann ist nicht nur Rhythmus-Maschine, sondern auch Entertainer mit der Energie einesDuracell-Hasen auf Espresso. Mit seiner Percussion-Ausrüstung – ein Ensemble aus Trommeln, Becken, Töpfen und allerlei kuriosen Schlaginstrumenten – jagte er von Gag zu Gag. Mal wirbelte er quer über die Bühne, dann animierte er das Publikum zu einem kleinen Rhythmusworkshop. Kurz gesagt: Man wusste nie, ob gleich ein Solo oder eine Slapstick-Nummer folgt.
Doch nicht nur der Bandleader sorgte für Staunen: Die Brass Band Berlin glänzte in jedem Moment durch Präzision und Spielfreude. Jeder Musiker durfte als Solist auftrumpfen – mal jazzig, mal klassisch, mal miteinem kleinen Augenzwinkern Richtung Varieté. Zwischendurch klangen die Passagen so virtuos, dass man sich unwillkürlich fragte, ob die Herren auf der Bühne heimlich vier Lungenflügel oder zwanzig Finger hätten.
Das Publikum ließ sich von dieser Spielfreude anstecken und forderte gleich vier Zugaben. Die letzte war ein besonderes Dankeschön: Mit dem Evergreen „Dankeschön“ verabschiedeten sich die Musiker herzlich – und Bandleader Hoffmann augenzwinkernd mit dem Satz: „In Seesen bin ich nun gewesen.“
Fazit: Lachmuskeln trainiert, Ohrwürmer gratis
Das Seesener Kulturforum hat mit diesem Abend wieder einmal bewiesen: Kultur kann mehr als „ernst und würdevoll“. Sie kann auch albern, charmant, virtuos und ansteckend fröhlich sein. Die Brass Band Berlin brachte nicht nur „Spaß mit Brass“, sondern gleich ein ganzes Fitnessprogramm: für die Lachmuskeln, für die ständig mitwippenden Füße – und für die Seele sowieso. Oder, um es in Kurzform zu sagen: Seesenswingt – und wie!