Am letzten Novembertag kommt die bekannte deutsche a Capella-Band basta ins Kulturforum Seesen e.V. Basta, das sind Werner Adelmann, Hannes Herrmann, René Overmann, Arndt Schmöle und William Wahl. Im Hintergrund lediglich der Bandname und vorne fünf Mikros. Mit ihrem neuen Lied „New York, Rio, Gütersloh“ geben sie einen Einstieg in den Abend mit einem Lied aus „sozusagen 20 Jahren Tour-Leben“. In Seesen „zwischen überall und nirgendwo“ stehen sie heute auf der Aula-Bühne, auf der sie vor zwei Jahren das letzte Mal waren.

Das folgende Lied geht an die „Mitgeschleppten“, die sich fragen „was machst du verkehrt, warum bist du bloß hier“, dabei „sehnst du dich nach ‚nem Bier“. Im Publikum sitzen einige Zuschauer, denen „Schön, dass du gekommen bist“ aus der Seele spricht. Hannes Herrmanns eigene Vorstellung und seine Antwort, warum er zu Basta gekommen ist, weil er sich „für die 70er interessiert und jetzt mit Zeitzeugen zu tun hat“ ist niedlich, aber auch nicht so recht frisch, wie man es von einem Frischling erwarten könnte. Es geht weiter mit „Sodom und Gomera“, ein Song der alle Klischees über Hotelurlaube erfüllt, Bierbäuche, Männertitten, Kakerlaken. Urlaub „unter Primaten […] unter Schaben[…] wer hat dazu geraten?“

Mit „Gute-Laune-Musik“ geht das Programm weiter. Das Schreiben einer Ballade statt eines Schlagers erweist sich als schwierig, „der Beat ist stumpf, fast schon penetrant“, doch bleibt etwas zurück, das Lied bleibt im Kopf, egal, ob man es mag oder nicht. Arndt Schmöle, ehemaliger Sängerknabe des Knabenchor Hannovers, singt den Bass. Er redet nicht viel, ist quasi der Prototyp des Basses und singt den nächsten Song: „Ich Bass“. Das ist stimmtechnisch grandios, textlich eher Whatsapp. Dann kommt der Außenseitersong „laktosetolerant“. Bei dem nächsten Song, „Älter“, der eingeleitet wird mit „das hat das Publikum hier schon hinter sich“, ändern sich die Lichtverhältnisse in Sepia-Töne. „Du demonstrierst nicht mehr gegen Bomben und Raketen – du fragst dich: was macht der Krieg mit deinen Aktienpaketen“. Mit diesen Zeilen, die unangenehm aufstoßen sollten, bekommt der Song etwas wie Tiefe.„Es bringt nichts auf der Waage den Bauch einzuziehen“ ist zwar kein eingängiger Titel, hat aber dafür einen sprachlich, thematisch und nachdenklich machenden Refrain: „Denk nicht, dass du bist, was du denkst, das du bist. Es wär gut, wenn du das, was du denkst, das du bist, vergisst…“ Mit „Mi casa su casa“, der Herberge für einen Freund, „hinter dem man immer steht“, auch wenn er am Ende aus dem Fenster fällt, endet der erste Teil des Abends. Das Fanpublikum ist begeistert.

Umgezogen und in Anzug betreten die fünf Sänger nach der Pause die Bühne und starten mit „Wer hat eigentlich gesagt?“ in den zweiten Teil des Abends. Im Lied von der „Putzfrau“ wird geklärt, dass geputzt werden muss, bevor sie kommt. „Ich koche ihr Kaffee und sie lobte mich dafür, wie sauber es bei mir war.“ Es ist so sauber, dass „ich […]eine Putzfrau [bin]“ und für die Putzfrau putzen gehe. William Wahl leitet mit einer Geschichte zum nächsten Lied über. Buhne vier ist eine wirkliche Ballade, ein Lied von Sehnsucht und Verlust sowie aufkeimender Hoffnung mit dem passenden Satz zu Beginn des Schlussverses: „Alles hat seine Zeit – und jetzt bin ich bereit […]“ Im Song „Nachkommen“ ist der Sprachwitz dem Textinhalt weit überlegen. Aber schmunzeln kann man, wenn gesungen wird: „Wir werden nachkommen, denn wir wollen Nachkommen“ oder „Du solltest vorfahren, denn wir werden Vorfahren.“ Auch bei „Frauen lieben Hunde“ und Männer Frauen werden wieder einmal Klischees bedient. Das Lied „Du tropfst“ aus dem Jahr 2006 entstammt dem Album „Wir kommen in Frieden“. Mit ihrer Persiflage auf YMCA von den Village People singt René: „Ich habe A D H S“, er braucht auch den „A D A C“. Das Lichtspektakel und die Geräusche des kaputten Wagens sind super. Mit dem Büroshanty „Cut, copy & paste“ endet das vorgesehene Programm. Als Zugabe gibt es einen Song aus dem neuen Album „In Farbe“, „Reggaeton im Altersheim“: „Ja, wenn der Beat in den Boxen bebt – jeder sein Hörgerät herunterdreht […] ja, dann zuckt es in jedem Raucherbein – dann ist Reggaeton im Altersheim“. Als weitere Zugabe singt „Herbert Rosenberg“ „Er gehört zu mir!“ und hat das Lachen auf seiner Seite.

Das wirkliche Ende des Abends wird durch „Feuerzeug“ eingeleuchtet. Denn basta hatte Glück, „wünsche[n] sich nur, dass ein einziges Mal ein Feuerzeug für mich brennt“ und es brannten welche. Leider auch die Taschenlampen von Smartphones, liebes Publikum, das ist nicht dasselbe! Von den eingefleischten Fans bekommt Basta tosenden Beifall und Standing Ovations! Insgesamt ein netter und unterhaltsamer Abend.

Bericht: Tanja Wöhle
Fotos: Antonio Mateo




















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