Der 1,63 m kleine Wortriese kommt zum 2. Mal zum Seesener Kulturforum e.V. In seinem aktuellen Solo-Programm „Gernot Hassknecht – Jetzt wird es persönlich“ rockt Hans-Joachim Heist die Kabarett-Comedy-Bühne der Aula. Der Chefcholeriker vom Dienst, den viele aus der ZDF „heute-show“ kennen, nimmt die Themen der Zeit sehr persönlich. Der Zuschauer erhält zu Beginn per Einspieler einen amüsanten Einstieg in den Tagesablauf von Gernot Hassknecht.
Der live-Start des Künstlers auf der Bühne erfolgt dann mit Bezug zur Bayern-Wahl. Hassknecht spricht von einem politischen Erdbeben, das die Wahlergebnisse ausgelöst hat. Er redet sich in Rage, sucht Worte für das was kommt: „Alles…,alles…bleibt gleich!“, so die bittere Erkenntnis über Folgen, Konsequenzen und Möglichkeiten eines solchen Wahlausgangs. Hartnäckiger Fußpilz, so Hassknecht, gehe besser weg, als ein Horst Seehofer. Als Ausblick auf die Hessenwahl fällt der Kommentar; dass die SPD zittert und man wisse, es gehe nur noch um Sterbebegleitung!
Demokratie sei anstrengend, hart arbeitenden Politikern gebührt höchster Respekt. Allerdings fällt hier kein Name, denn gerade gäbe es keine. Politiker aller Parteien bekommen nun ihr Fett weg, Philip Rösler, Kristina Schröder und Markus Söder, Ursula von der Leyen und Andreas Scheuer, der in seinem Namen ja schon „bescheuert“ trage. Im Quiz „Höcke oder Hitler“, auch „B oder A“, rät das Publikum, welcher Ausspruch zu welcher Person gehört. Den Zuschauern fällt die Zuordnung erschreckenderweise nicht leicht. Als Hilfe für Menschen mit „Rechtslage“ bietet Hassknecht medizinische Hilfe an. Im Clip wird für die Lektüre des Grundgesetzes und der Menschrechte geworben. Hassknecht redet sich in Rage, besonders Angela Merkels „postfaktisches Zeitalter“ bringt ihn zur Weißglut, denn nach den Fakten gibt es kein Zeitalter, wenn doch dann die Demenz! Schönheitsoperationen sind im Mainstream, aber ob man sich bei MC Aesthetics operieren lassen müsse, zweifelt der Künstler an. Die Namenswahl sei doch eher unglücklich. Es wird vermutet, dass bald MC-Urne als Beerdigungsinstitut aufmacht. Der erste Teil kommt sehr gut an, ist kurzweilig und strengt die Lachmuskeln an.
Der zweite Teil beginnt mit der Affinität Hassknechts zu neuer Technik. Er habe schon Bilder in die Cloud hochgeladen, als es noch gar keine gab! Autonomes Fahren gab es schon immer, es gibt doch Taxen. Gekocht wird jetzt Superfood, sei es Spirulinaalgen oder Quinoa im Thermomix, einem „arschteueren“ Kochtopf. Wechseljuicer und Paleodiät verdeutlichen, dass Ernährung zur Religion geworden ist. „Die Welt geht den Bach runter und wir sorgen uns um das Gluten im Brot!“
Dann wird der Brexit ausgepackt, der Name der klingt wie „eine Mülltonne von IKEA für das Königreich“. Donald Trump bekommt als „Onkel Don“ einen Brief von Hassknecht. Der Künstler schafft es in 100 Sekunden Trump fertig zu machen. Redegeschwindigkeit, Lautstärke und Wortwitz sitzen hier perfekt. Der Reparaturstau an Autobahnen, Brücken und öffentlichen Gebäuden ist gruselig. Der Zustand der Schulen und besonders der Schultoiletten ist erbärmlich. So war die Idee von G 8 auch, nur acht Jahre Verstopfung bei Schülern zu verursachen. Die armen jungen Männer wissen gar nicht, dass man Frauen widersprechen darf. Erzählungen, dass Frauen ihren Männern früher Bier geholt haben, fällt wohl längst in die Kategorie Märchen. Auch die Zigarette danach, „in der Wohnung?“, wird heute für einen Mythos gehalten.
Mit anhaltendem Beifall wird Hans-Joachim Heist alias Gernot Hassknecht vom Seesener Publikum verabschiedet. Der Abend in der Aula beim Seesener Kulturforum e.V. kommt sehr gut an.
Bericht: Tanja Wöhle
Fotos: Antonio Mateo