Vor gutgelauntem, ausverkauftem Haus feierte Willi Astor das Kulturforum Seesen, gratulierte zum 30-jährigen Bestehen in seiner unverwechselbaren Wortverdreher- und Wortneuerfinder Art, die dem ganzen Saal ans Zwerchfell ging und immer wieder zu Lachsalven und Beifallstürmen Anlass gab. Schon die Eröffnung aus dem Off bei der dem Zuhörer eine lupenreine Duschszene akustisch serviert und von einem wienernden Inspizienten mit energischem 20iger Jahre Jargon unterbrochen wird wärmt die Stimmung aufs Angenehmste. Dann ist er endlich da, was er sicher in Worte zu fassen wusste. “ jetzt bin ich aber da “ und manche mögen heute noch rätseln, ob die Szene mit der Kaffeetasse, die irgendwer auf der Bühne vergessen hatte, spontan war oder gerade recht kam, um ein wenig zu granteln, was eigentlich nicht seine Art ist.
Nachdem man sich über den Verbleib der Kaffeetasse gütlich aber zugleich rätselhaft geeinigt hatte, schaltete der Willi (darf man ihn einfach so nennen?) gekonnt und furios auf eine Hommage an Seesen um und landete so treffsicher in der gebeutelten Harzrandseele. Seesen, ja Seesen ist eigentlich seine erklärte Lieblingsstadt in Deutschland. Was hätten sie als Kinder schon oft über Seesen gesprochen, Mensch Seesen ! Seesen! …. wo is denn des? Gleich reicht er aber die auffallend zahlreichen Spielotheken nach, sicher ein Zierde unserer Vorharzmetropole, und verleiht uns gar den Titel “ Las Vegas von Niedersachsen“. Es folgt ein Schwenk in die Politik und der Astor Willi nutzt die Gelegenheit um den Nahmen des türkischen Aussenministers gründlich zu verstolpern, also der Zwischiwaschiwoschulu und die Holländer, da kannst schön niederlanden, wenn man mit der Präsidentenmaschine zu landen versucht. Und der Erdogan, der wolle ja einen Kanal zwischen der Ems und der Mosel bauen lassen, damit er ihn dann Moselems nennen kann. Und weiter werden Worte aufs kunstvollste verdreht, getrennt, wieder zusammengesetzt und schon kauft der Erdogan Hugo Boss und Borrusia Dortmund damit letztere mit dem Logo BOSSBORUS auf dem Triko auflaufen kann. Nach dem ebenso aufwendig angekündigten wie melodisch vielversprechend beginnendem „Seesen, du bist so wie Du bist “ Song kommt der Wortartist aber mehr und mehr in Fahrt und das Publikum auf seine Kosten. Genauso kurz war das wohllingende Frühlingslied bei dem der Willi fröhlich im Frühling auf wem in der Früh liegn will, der Schelm. Die Lieder werden länger, immer vom zurückhaltendem, aber gekonntem Fingerpick Gitarrensound begleitet, werden sie auch frivoler. Er mischt „Kauntry“ mit Western, kommt von der Schnepfe, die Sand im Po hat auf imposant und vom Ochsen, den der Farmer aus dem Sand zieht zur Farmerzieh Aufforderung. Überhaupt, die Medleys, mit denen altbekannteste Melodien mit unbekannten, raffinierten und abgefahren witzigen Namen – und Wortbruchstücken angereichert und mit feinem Westerngitarrensound untermalt werden – ein Genuss, den man sich in rasender Eile erhören muss, weil der Willi aus dem 5 – Kilo Specktstück flugs das empfohlene Riesenspektrum macht, aus dem Model,das Bohnen isst, wird das Blähmayte. Baby you can leih my Seiher; sechs plomb für den weissen Hai beim Zahnarzt; mir tut die Wimperweh,die Wimperweh, die Wimperweh behauptet der Löwe mit dem blauen Auge, der gar nicht mehr so schrecklich brüllt wie im Song der Tokens. Kaum sind die Melodien erkannnt, werden sie schon von der verqueren Textassoziation vergnüglich entzaubert. Zwischendurch wird man noch als eines der besten Publikümer gelobt, um dann einen Krankenhausaufenthalt im Meraner Stadtspital mitzuerleben.Da wurde der arme Wille doch von einem rücksichtslosen Russen in den snowbohrt, vom indischen Arzt an das Ende des Ganges gestellt und vom medizynischen Arzt ins Zimmer mit einem Franzosen namen Claude Eckel gelegt. Die Tips fürs dangerous life, immer mit gepflegtem Gitarrenrhytmus untermalt. Schüttelreime aus der Tierwelt: es steckt schon mal im honeymoon am Bauernhof der Hahn im Huhn. Es ist eine wahre Wortspielwonne. Dann ist Pause am gut organisierten Tresen, alternativ kann man sich im wahrsten Sinne des Wortes eine CD oder ein Buch erstehen.
Nach der Pause kommt neben dem Wortspieler auch der Gitarrenvirtouse, der proplemlos gestandene Leute dazu bringt, Kaulquappensocken und Maikäferplage als Refrain zu Quantanamera zu singen. Und der dritte Mann auf der Gitarre im Alleingang, mit ausgesuchten Variationen und Übergangslos zum donnernden heavy Metal und Wechsel zu Folk Patterns. Es wird eine lange Zugabe. Nochmal wird das Seesener Publikum intellektuell gefordert, es gilt Reime ausschliesslich mit Namen zu komplettieren, und Seesen schlägt sich hervorragend, wir werden zum Premium Publikum. Beim gestohlenen Geldbeutel bemerkte man: sie Claudia. Willi Astor gibt noch viele Tips, wie man das Leben etwas lustiger gestalten könnte, gibt aber keine Garantie für einen Erfolg. Zum Schluss spielt er nochmal Gitarre, sodass wir nicht brüllend vor Lachen nach hause mussten. Ein Trost, der Willi versprach wieder zu kommen und bat, man möge doch auch in derselben Besetzung, am Besten auch in der gleichen Kleidung zu kommen, wegen des optischen Eindrucks.
Gerd Weigel